Ach herrje, mag so manche gedacht haben, als Rot-GRÜN in Hannover entschieden hatte ein neues Schulgesetz auf den Weg zu bringen. Schon wieder was Neues, schon wieder müssen sich alle Beteiligten mit Änderungen auseinandersetzen. Doch schnell war klar, selbst wenn Bildungsarbeit chronisch unterfinanziert ist, wird es ein längeres gemeinsames Lernen geben in Niedersachsen und mehr Bildungsgerechtigkeit, eine bessere berufliche Bildung, weniger Stress in der Schule und die Inklusion wird weiter entwickelt werden. Also gar nicht so schlimm diese Schulgesetznovelle.
„Gute Schulpolitik funktioniert wie eine gute Beziehung, sie erfordert Kompromisse statt Ideologie“, sagte Heiner Scholing, schulpolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion. Heiner Scholing war von Andrea Hufeland, Rita Schilling und Sinje Eichner, den drei GRÜNEN Mitgliedern des Schulausschusses, eingeladen worden, das neue Schulgesetz, vorzustellen.

G9 ist wieder da! Bei der Infoveranstaltung zum neuen Schulgesetz diskutierten engagiert (v.l.n.r.): Arne Kaiser (Stadtelternrat), Rita Schilling (GRÜNE Ratsfrau), Heinz Bührmann (GEW), Sinje Eichner (GRÜNE Ratsfrau), Elfie Feller (GEW), Bettina Bruns (Stadtelternrat), Andrea Hufeland (GRÜNE Ratsfrau), Heiner Scholing (GRÜNER MdL), Finn Adomeit und Frederike Trumpf-Müller (Stadtschülerrat).
Ebenfalls eingeladen waren der Stadtschülerrat, der Stadtelternrat, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und natürlich die Öffentlichkeit, sich gemeinsam mit dem neuen Schulgesetz auseinanderzusetzen. Und das klappte famos. Wenig Ideologie, viel Gemeinsames und ein alle Beteiligten bejahender Standpunkt, Schule vom Kind aus zu denken.
Die wichtigsten Änderungen in Kürze:
In den Grundschulen entfällt die Schullaufbahnempfehlung, es werden also endlich keine Schüler_innen regelrecht aussortiert, die sich langsamer entwickeln. Stattdessen geben zwei dokumentierte Elterngespräche Orientierung. Und Grundschulen wird freigestellt, ob sie Noten geben oder Leistungslernberichte verfassen.
In den Gymnasien geht’s zurück zum Abitur nach neun Jahren, G8 bleibt durch das Überspringen eines Jahrgangs möglich. So entsteht eine bessere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und das Sitzenbleiben und der Schulformwechsel werden vermieden.
In den Gesamtschulen wird die IGS die ersetzende Schulform. Das bedeutet: Schulträger müssen keine Schulen des gegliederten Schulsystems vorhalten. Die unterschiedliche Behandlung zur Oberschule wird beendet.
In den Ganztagsschulen werden die Ressourcen deutlich erhöht. Heißt, wir verabschieden uns von der Ganztagsschule light und begrüßen eine Ganztagsschule mit mehr Qualität.
Einer der Schwerpunkte der „rot-grünen Schulgesetznovelle“ ist der, die inklusive Schule weiter zu entwickeln: Stärkung regionaler Gegebenheiten – mehr Zeit – verlässliche Rahmenbedingungen. Sprachförderklassen und Förderschulen Sprache haben Bestandsschutz. In regionalen Konzepten soll entwickelt werden, wie vor Ort weiter verfahren wird.
Heiner verhehlte nicht, dass es noch Baustellen gebe, die es mit allen Beteiligten zu diskutieren gelte: Schulsozialarbeit etwa und die Inklusion in ihrer Konsequenz.
Für den Stadtschülerrat fordeten Frederike Trumpf-Müller und Finn Adomeit, dass die Gymnasialschüler_innen zwischen Musik und Kunst im Jahrgang 11 wählen können, da ansonsten beides nur halbjährig unterrichtet wird und diese Zeit in der Oberstufe gerade abiturrelevant in Hinsicht auf die Wahl der Prüfungsfächer ist. Eine weitere Forderung ist eine Erhöhung der Wochenstundenzahl von 30 auf 32, um diese Wahlmöglichkeit zu erhalten und gleichzeitig alle sogenannten MINT-Fächer zu erhalten.
Bettina Bruns und Arne Kaiser für den Stadtelternrat vertraten die Ansicht, dass die Schulwahlfreiheit für die Eltern gewahrt bleiben müsse. Die vier Oberschulen und die drei IGSsen in Oldenburg müssten mit dem Schulentwicklungsplan zukunftsfähig gemacht werden. Diese Strukturdebatte solle dazu führen, Schulen besser zu machen.
Elfie Feller und Heinz Bührmann von der GEW finden die Schulgesetznovelle grundsätzlich in Ordnung. Natürlich befürchten sie Mehrarbeit für Lehrer_innen und einen zu einseitigen Blick auf die Schulform Gymnasium. Der einzige emotionale Moment des Abends geschah, als Heinz Bührmann den Satz aussprach, „Gymnasien würden nicht bekämpft, Gymnasien haben ausgedient“.
Für die einladende GRÜNE Ratsfraktion zogen Andrea, Rita und Sinje dahingehend ein Fazit an diesem Abend, dass sich der Arbeitsplatz Schule sehr verändert habe, die Anforderungen und die Erwartungen an alle Beteiligten stark gestiegen sei . Es gehe um Inhalte, um alle Schüler_innen zu befähigen. Wie gesagt: Schule vom Kind aus denken.

Die Schulgesetznovelle wird einvernehmlich entwickelt (v.l.n.r.): Andrea Hufeland, Sinje Eichner, Susanne Menge, Heiner Scholing, Rita Schilling.
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