Blogeintrag

Ein besonderer Tagesordnungspunkt in Rat

Marschwegstadion sanieren

Der Rat vom 30.05.2022 hielt unter den Tagesordnungspunkten 8.6 und 8.7 ein Thema parat, das sich dröge anhörte: „Änderung 82 des Flächennutzungsplanes (Stadion Maastrichter Straße) – Aufstellungsbeschluss“. Doch das Thema hat es in sich, ebnet es doch möglicherweise einem neuen Stadion den Weg.

Dazu das GRÜNEN Ratsmitglied Thorsten van Ellen in der Ratssitzung:

Der VfB Oldenburg schafft wahrscheinlich die 3. Liga. Er braucht dann eine entsprechende Spielstätte in Oldenburg, möglichst bald. Das wollen wir GRÜNEN auch ermöglichen.

Das geht mit einem neuen Stadion nicht so schnell, das braucht einige Jahre. Der einzige schnelle Weg ist mindestens temporär das Marschwegstadion. Das wollen auch die Befürworter eines neuen Stadions so erreichen. Dann ist das Marschwegstadion schon 3. Liga-tauglich, zumindest temporär, aber auch das geht nicht sofort. Deswegen findet die 3. Liga für den VfB sowieso zuerst einmal außerhalb Oldenburgs statt.

Dann müssen wir aber nicht schon heute dringend eine Signal an den DFB senden und erst Recht nicht eine Entscheidung für ein neues Stadion treffen ohne fundierte Informationen. Es gibt dafür keine derartige Eile.

Die 3. Liga ist nach allem, was wir wissen, im Marschwegstadion möglich. Viele behaupten das Gegenteil, aber niemand hat das bislang handfest nachgewiesen. Alles konnte bislang widerlegt werden. Das Marschwegstadion wird stattdessen nur bewusst schlecht geredet auch gerade wieder vom Oberbürgermeister.

Ein altes Gutachten besagt, dass ein Stadion 36 Mio. Euro kostet.  Der Baukostenindex ist seit dem um 40% gestiegen, d.h. die Kosten werden sich wohl auf ca. 50 Mio. Euro belaufen. Dabei haben sich die Zinsen für Kredite inzwischen verdoppelt bis verdreifacht. Außerdem wird ein neues Stadion zusätzliche zwei bis drei Mio. jährlich kosten bei steigender Inflation. Das sind in 20 Jahren nochmal 50 Mio. Euro. Wir reden hier also in Summe von mind. 100 Mio. Euro in den nächsten 20 Jahren. Das ist eine riesige Summe auch für die Stadt Oldenburg. Das steckt Oldenburg nicht einfach weg, das haben wir nicht einfach mal so übrig.

Heute wird nicht über die 100 Mio. entschieden, aber heute wird der Weg dahin eingeschlagen auf Drängen des Oberbürgermeisters.

Wenn man einen solchen Weg einschlägt, dann muss da schon ein dauerhaftes und nachhaltiges Geschäftsmodell hinterstecken, sonst kann es die Finanzen der Stadt Oldenburg in arge Schwierigkeiten bringen. Das muss unbedingt professionell erfolgen. Das müssen zwingend Profis machen, die das Fußballgeschäft  wirklich verstehen, sonst wird es ein Ruin.

Selbst wenn ich persönlich Fußball spielen würde wie Gottes Hand, würden Sie mir zutrauen ein Stadion zu errichten und zu betreiben? Ich denke nicht, selbst, wenn ich bestens Fußball spielen würde, denn ich bin kein Profifußballclub. Man muss nicht nur gut Fußball spielen können. Das ist nicht ein Leder jonglieren, sondern 100 Mio. Euro jonglieren. Man muss auch nicht nur ein Stadion hinbauen können, man muss auch ein handfestes Konzept haben, wie das Geschäftsmodell aussieht, d.h. wie das Geld wieder reinkommt. Jeder Investor mit gesundem Menschenverstand will das handfeste Geschäftsmodell sehen mit Ausgaben und Einnahmen. Ich auch! So macht man das, wenn es professionell läuft.

Wo ist es? Es gibt keins! Ein Bißchen Blabla „das nutzt dem Marketing der Stadt“ ist kein Geschäftsmodell, so etwas hat man, bevor man Geld zum Fenster rauswirft. Das ist nicht professionell. Weder vom VfB, noch vom OB!

Selbst wenn der OB es schaffen würde, in Oldenburg ein Stadion hinzustellen, ist auch der OB und die Verwaltung kein Profifußballclub. Und deswegen gibt es seit Jahren und bis heute kein handfestes Geschäftsmodell. So ist das kein Profifußball und das ist in diesem Beschluss auch keine Profiverwaltung! Das ist auch für ein Verwaltungsverfahren der Stadt nicht professionell.

Ein Verwaltungsverfahren in der Stadt ist dann professionell, wenn u.a. die Entscheidungsgrundlagen für die eine oder andere Alternative, die es zu entscheiden gilt, vollständig bereitstehen und wenn alle wesentlichen Betroffenen eingebunden sind. Das ist aber nicht der Fall. Deswegen reden alle Befürworter als Ersatz von verfügbaren Informationen von zukünftigen Informationen, die sie jetzt noch nicht haben!

Wir haben keine Eile und wir haben die Grundlagen eingefordert, wir hatten deswegen eine Vertagung beantragt, das wurde aber abgelehnt. D.h. wir sollen als Rat quasi als Investor in den angeblichen Profifußball ohne Ausgabenplan und ohne Einnahmeplan und ohne zwingende Gründe und auch ohne eine Beteiligung von Anwohner:innen und ohne eine Bürgerbeteiligung ohne Eile sofort eine Entscheidung treffen.

Der Oberbürgermeister fordert JETZT SOFORT eine Entscheidung für oder gegen den Profifußball. Er will mit aller Gewalt ein neues Stadion! Er setzt es auf die Tagesordnung, enthält uns sämtliche Informationen vor und zwingt uns BLIND zu entscheiden, koste es was es wolle. Nur eins ist klar, die Stadt zahlt am Ende.

Wir sollen hier ohne Vernunft rein gefühlsmäßig entscheiden. Das ist das Gegenteil von Professionalität. Das ist eine Frechheit.

Auch der VfB tritt für mich in Sachen Stadionbau nicht professionell genug auf! Wo ist das handfeste Geschäftsmodell und das genaue Konzept? Wo sind die Sponsoren, die einen Großteil der Kosten tragen? Wie ist denn konkret der Bedarf einer Multifunktionsarena über das Marschwegstadion und die EWE Arenen etc. hinaus? Hat der VfB Rücklagen gebildet? Was wollen sie zukünftig beitragen? Was passiert, wenn die 3. Liga nicht mehr erreicht wird? Ein Verein ist noch lange nicht ein Profifußballclub, nur weil er gut spielt. Zu glauben, wenn man ein Stadion hinstellt wird der VfB automatisch ein Proficlub, das ist Nonsense.

Der Oberbürgermeister zielt bisher ganz klar darauf, dass die Stadt der Profifußballclub ist. Die Stadt soll das Stadion entwickeln, bauen, bezahlen, betreiben und alle Folgekosten zahlen, es gibt kein gegenteiliges Konzept. Und die Stadt ist zwar zur Zeit finanziell stark, aber auch kein Profifußballverein.

Herr Krogmann, Sie wollen Profifußball? Dann brauchen wir in dieser Sache erst einmal einen Fußballclub, der nicht nur professionell Ball spielt, sondern auch sonstig professionell ist und eine Verwaltung, die sich auch professionell verhält, wie es sich gehört. Gestalten Sie dieses Verfahren erst einmal professionell, bevor sie 100 Mio. zum Fenster rauswerfen.

Hier kann ich auch das Verhalten der CDU und FDP nicht verstehen: Die CDU und Herr Baak wünschen seit Jahren eine Analyse des Verwaltungsapparats, will aber nun die Verwaltung zum Profifußballverein umwandeln. Bei jedem Haushalt klagt die CDU, wenn ihrer Meinung nach wieder eine Million zu viel ausgegeben wird, aber hier schlägt sie den Weg ein, 100 Mio. zum Fenster raus zu werfen, das reicht für ein Jahrhundert von Haushalten.

Dieser Aufstellungsbeschluss ist weder eilig noch fundiert. Alle sollten sich überlegen, für wen sie hier Politik machen. Verweisen Sie diesen Beschluss mindestens bis allseits ausreichende Informationen vorliegen.