Antrag

Ökologische und klimagerechte Bewirtschaftung des Moores in Oldenburg

 

Im Zusammenhang mit diesem Tagesordnungspunkt bitten wir um einen Bericht der Verwaltung und insb. die Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Everstenmoor: Laut der Niedersächsischen Landesregierung (2021)[1] wurden im Everstenmoor bereits 105ha wiedervernässt, weitere 82 ha seien zur Wiedervernässung geplant. Bis wann soll diese Wiedervernässung abgeschlossen sein, welche Hürden bestehen ggf. aktuell?
  2. Alle Oldenburger Moore: Wie viel Prozent der Moorfläche auf Oldenburger Stadtgebiet eignet sich nach Einschätzung der Verwaltung insgesamt zur Wiedervernässung?
  3. Klimaneutralität: Ist es möglich bis 2035 – analog zum Zieljahr der Klimaneutralität für Oldenburg – alle geeigneten Moorflächen auf städtischen Gebiet wiederzuvernässen, sodass sie keine Treibhausgase mehr emittieren oder ggf. sogar Treibhausgase gebunden werden? Welchen Plan verfolgt die Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang, welche zusätzlichen Maßnahmen wären aus Sicht der Verwaltung nötig und welche Hindernisse bestehen?
  4. Bewirtschaftung städtischer Moorflächen: Wie bewirtschaftet die Stadt Oldenburg ihre eigenen Moorflächen? Sind hier innovative Modelle möglich oder angedacht, etwa zum Anbau von Palludikultur oder der Nutzung von Photovoltaik im Moor? Wie beurteilt die Stadtverwaltung die Entwicklung der Förderlandschaft auf Landes- und Bundesebene in diesem Bereich?
  5. Ankauf von privaten Moorflächen: Steht ausreichend Geld bereit, um Landeigentümer*innen Moorflächen abzukaufen und diese dann in städtischer Hand wiederzuvernässen? Neben dem direkten Flächenerwerb gäbe es auch die Möglichkeiten des Flächentausches, der Flurbereinigung und von Gestattungsverträgen – wie erfolgreich waren diese Optionen in der Vergangenheit?
  6. Kooperationen mit Umlandgemeinden und privaten Eigentümer*innen: Wie kooperiert Oldenburg bislang mit den Umlandgemeinden, um einen effektiven Moorschutz sicherzustellen? Ist es denkbar gemeinsam mit Umlandkommunen einen „Moorgemeinschaft“[2] zu gründen, die Landwirt*innen in der Region bei der Umstellung auf eine nachhaltigere Bewirtschaftung von Moorböden unterstützt, fördert und berät?
  7. Stadt Oldenburg als Nachfragerin: Den Moorschutz kann Oldenburg nicht nur auf der Angebots-/Bewirtschaftungsseite voranbringen, sondern als Großstadt auch als Nachfragerin.
    Zum einen könnte die Stadt Oldenburg in der eigenen Beschaffung auf torffreie Produkte setzen. Wie viel Torf wird aktuell durch die Stadt nachgefragt – z.B. für die Aktion „Stadtgärten“? Ist es grundsätzlich machbar, hier in den Ausschreibungen nur torffreie Erde zu beschaffen?
    Zum anderen könnte die Stadtverwaltung innovative Bau- und Dämmmaterialien aus Palludikultur für Pilotprojekte verwenden (und dafür mit Landwirt*innen und Forschungsträgern in der Region zusammenarbeiten). Für welche Projekte und Einsatzformen ist die Nutzung solcher Materialien aus Sicht der Verwaltung in Oldenburg denkbar?

Begründung:

Rund 8 % der Niedersächsischen Landesfläche besteht aus Moorböden, gleichzeitig verursachen trockengelegte und nicht ökologisch bewirtschaftete Moore rund 10 % der gesamten Treibhausgasemissionen unseres Bundeslandes. Wenn Moore vernässt werden, hören sie auf Treibausgase zu emittieren und können langfristig sogar Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden.[3] Der Schutz von Mooren hilft also dem Klima und der Anpassung an die Klimakrise. Intakte Moore dienen als Wasserspeicher und Wasserfilter. Gleichzeitig bieten sie Erholungsflächen und Lebensraum für spezialisierte Arten(-gemeinschaften) von Pflanzen, Tieren und Pilzen.

Die meisten Moorflächen auf Oldenburger Stadtgebiet werden heute landwirtschaftlich als Grünland und Acker genutzt. 40 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche auf Oldenburger Stadtgebiet liegt auf Moorland. Auch neue Wohn- und Gewerbegebiete wurden in der Vergangenheit immer wieder auf Moorflächen ausgewiesen.

Oldenburg verfügt als eine von wenigen Großstädten noch über größere, nicht vollständig degradierte Moorflächen auf dem Stadtgebiet: V.a. der „Moorplacken“ im Nordosten und das NSG „Eversten Moor“ mit angrenzenden Teilen des LSG „Hausbäkeniederung“ im Südwesten sind hier zu nennen, die die oben genannten Funktionen zumindest teilweise noch erfüllen können. Diese und weitere Moorflächen auf Stadtgebiet sind gefährdet, auch wenn die Stadt seit vielen Jahren Anstrengungen zum Moorschutz unternimmt. Durch die Behandlung des Themas im Umweltausschuss und die Diskussion unserer Fragen zu dem Thema, möchten wir weitere Impulse für den Moorschutz in Oldenburg setzen und einen Beitrag leisten, die Moore in unserer Stadt langfristig zu stärken.

f.d. Ratsfraktion

gez. Dr. Sebastian Rohe, Maik Niederstein, Thorsten van Ellen, Dr. Alaa Alhamwi

 

[1] Landtag Niedersachen (2021): Drucksache 18/9989. Abrufbar: www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_18_10000/09501-10000/18-09989.pdf

[2] Deutscher Verband für Landschaftspflege und Greifswalder Moorzentrum (2022): Zusammenarbeit im Moor – So kommt der Klimaschutz voran. Abrufbar: www.dvl.org/fileadmin/user_upload/Projekte/086_MoKli/DVL_Papier_Moorgemeinschaften.pdf

[3] Niedersächisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (2022): Landwirtschaft und Moorschutz gemeinsam denken. Abrufbar unter: https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/pi-119-moor-214530.html