Pressemitteilung

Stadt informiert Bürger:innen einseitig zu einem möglichen Stadionneubau

Presseecho zur NWZ-Berichterstattung vom 21.12.2022 „Zweimal drei Stunden geballte Informationen“

 

Zentrale Aussagen:

  • Grundsatzentscheidung unmöglich ohne realistische Kostenschätzung, ohne ausreichende Klimaschutzmaßnahmen und ohne eine aktuelle Finanzierungsplanung
  • Ratsherr Adlers Behauptungen sind unbegründet und unlogisch, kein CO2-Vorteil für den Neubau und keine Nutzung durch VfL oder Knights
  • Ausschließlich Neubaubefürworter auf dem Podium der Informationsveranstaltungen im Januar verhindern eine neutrale Meinungsbildung der Bevölkerung im Zuge der Diskussion des Sachstandes und der möglichen Entwicklungsperspektiven

Es ist schon kurios, was in der letzten Ratssitzung des Jahres alles rund ums Stadion passiert, obwohl es noch nicht einmal auf der Tagesordnung stand: Der Oberbürgermeister verkündet, dass er von einer endgültigen Grundsatzentscheidung zum Stadion im Februar ausgeht und das neue alte Ratsmitglied Hans-Henning Adler behauptet in seinen ersten Worten ernsthaft, dass ein Neubau weniger CO2 verursacht als das bestehende Marschwegstadion sowie, dass das neue Stadion auch von den Fußballern des VfL und den American Footballern der „Knights“ genutzt werden könne.

Diese Aussagen sollten zum Jahresende nicht unkommentiert im Raum stehen bleiben.

 

Zum Oberbürgermeister

Der Oberbürgermeister möchte also im Februar eine möglichst unumstößliche Grundsatzentscheidung für ein neues Fußballstadion mitten in der Innenstadt; ein Fußballstadion mit halb so vielen Zuschauerplätzen (7.500), wie das jetzige Marschwegstadion (15.000); „das kleinste und voraussichtlich pro Zuschauer teuerste Profi-Liga-Stadion Deutschlands“, betont Ratsherr Michael Wenzel. Und das auf Basis einer Kostenschätzung, die an der Realität völlig vorbeigeht (wie auch andere Stadionprojekte zeigen), weil der Risikoaufschlag bei anhaltender Inflation und Ressourcenknappheit viel zu niedrig gewählt wurde, nur minimale Klimaschutzmaßnahmen eingepreist wurden, die den Anspruch der Klimaneutralität völlig ignorieren, und weil die veranschlagten Zinsen schon heute viel zu niedrig sind und weiter steigen werden. Und als ob das nicht alles schon genug wäre, um diese Grundsatzentscheidung zu verschieben, soll diese ohne eine aktuelle Finanzierungsplanung getroffen werden. 

Es weiß also kein Mensch, wie teuer das Stadion wirklich werden wird und wer das bezahlen soll. „Die Finanzierung der Investitionen durch eine Gesellschaft müsste durch Bürgschaften seitens der Stadt abgesichert werden. Die jährlichen Defizite der noch zu gründenden Gesellschaft müssten vom gesamtstädtischen Haushalt übernommen werden. Da gibt es bisher auch keine belastbaren Zahlen. Die Verwaltung fühlte sich im Finanzausschuss nicht in der Lage, diese Hochrechnungen zu machen“, erklärt Fraktionssprecherin Rita Schilling.

Wir kaufen damit die Katze im Sack.

 

Zu Herrn Adler

Und nun noch zu Herrn Adler: Hans-Henning Adler behauptet, dass ein neu gebautes Fußballstadion weniger CO2 verursacht als das bestehende Marschwegstadion, weil angeblich der Verkehr die meisten Treibhausgase produziert und diese am Marschwegstadion viel höher wären. Eine derartig populistische Aussage, ist glücklicherweise mit ein wenig Logik zu entkräften, bevor sie sich festsetzt: 

  • Schon heute reisen zahlreiche Gästefans mit dem Zug an (sonst hätte die Polizei ja auch keine Hundertschaften im Einsatz), weil der Fußmarsch vom Bahnhof zum Marschwegstadion mit 2,4 km oder 29 Minuten zu Fuß gut zu bewältigen ist > kein CO2-Vorteil für den Neubau
  • Die Fans ohne Bahn- oder Busanbindung aus dem Oldenburger Umland würden wahrscheinlich genauso mit dem Auto anreisen wie bisher > kein CO2-Vorteil für den Neubau
  • Die Oldenburger Fans werden bestenfalls weiterhin zu Fuß oder mit dem Rad anreisen > kein CO2-Vorteil
  • In einem Neubau rechnet der VfB mit durchschnittlich 30 % mehr Zuschauer als heute. Das bedeutet mehr Verkehr über alle Verkehrsmittel hinweg > kein CO2-Vorteil für den Neubau
  • Bleibt also die Graue Energie beim Bau des Stadions. Und jetzt behauptet bitte niemand, dass ein kompletter Neubau weniger Treibhausgase verursacht als eine weitere Sitztribüne und Sicherheitszentrale im Marschwegstadion.

Ratsherr Adler hat sich offensichtlich noch nicht mit dem VfL Oldenburg unterhalten. Unserer Kenntnis nach strebt der VfL nicht an, sein eigenes Stadion, das regelmäßig ertüchtigt und instandgehalten wurde, zu verlassen. Es werde kein Profi-Stadion benötigt. Die „Knights“ spielen gern im Marschwegstadion und hätten ebenfalls keinen Wechselwunsch in ein anderes Stadion, so unser Kenntnisstand.

 

Zur Infoveranstaltung

All diese Argumente sollten vor einer Grundsatzentscheidung für ein solches Projekt intensiv diskutiert werden können. Und zwar nicht nur im Rahmen von zwei „Informationsveranstaltungen“ im Januar, bei denen die Bevölkerung ausschließlich von Stadionbefürwortern auf dem Podium informiert wird und deren Meinungen hört, bevor die Anwesenden eigene vereinzelte Fragen stellen dürfen. „Das hat nicht viel mit einer „Diskussion des Sachstandes und der möglichen Entwicklungsperspektiven“ zu tun, wie im Rat beschlossen. Dazu müssten auch andere Meinungen (z. B. von der Bürgerinitiative, der For Future Bewegung oder dem Stadtsportbund) im Informationsteil und auf dem Podium zu Wort kommen dürfen, um bei der Meinungsbildung berücksichtigt werden zu können“, meint Ratsherr Michael Wenzel zur angekündigten Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung.