Rede von Maik Niederstein

Eine Chance für die regionale Landwirtschaft

Maik Niederstein

Rede von Maik Niederstein im Rat vom 18.12.2023 zu TOP 6.1. Änderung des Rahmenkonzeptes „Schulverpflegung in Oldenburg“: Anteil Bio-Lebensmittel

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Zuhörenden, 

wenn man die Pressemitteilungen der CDU liest und wenn man die Redebeiträge hier im Rat, auch letztes Jahr schon, hört, dann bekommt man den Eindruck wir hätten keinen einzigen Bio-Hof in der Nähe von Oldenburg. Da werden Probleme an die Wand gemalt, die gar nicht existieren, und ein Keil zwischen konventionelle und ökologische Landwirtschaft getrieben, den keiner gebrauchen kann. 

Ich habe heute nochmal mit Menschen quasi aus der ganzen Ernährungskette gesprochen, mit einem Bio-Bauern aus der Region, mit einem Händler aus der Region und vor kurzem mit einem Caterer aus Oldenburg. Die alle schütteln einfach nur den Kopf darüber, wie praxisfern hier teilweise debattiert wird. 

Bio-Milch aus Bayern? Ich frage Sie: Liegt Oldenburg etwa in Bayern? Denn die Ammerländer Molkerei liefert schon heute Bio-Milch aus der Region, ich habe mir letztes Jahr im Sommer einen der Bauernhöfe in der Nähe angesehen. Liegt Lilienthal etwa in Bayern? Da liefert die Hofmolkerei Dehlwes Bio-Milch, Bio-Sahne und vieles mehr, auch an Caterer in Oldenburg. 

Beim Getreide geht es weiter. Die CDU denkt scheinbar: „Ob Emden, Bramsche oder Großenkneten: Hauptsache Bayern.“ Überall dort und noch an vielen weiteren Orten gibt es Bio-Betriebe in unserer Region, die Getreide herstellen. Und zu Mehl weiterverarbeiten. Und zu Backwaren. Höfe, die Sie nicht sehen wollen, deren Arbeit Sie nicht sehen wollen. Und das ist ein Schlag ins Gesicht dieser Landwirte, meine Damen und Herren. 

Direkt vor den Stadttoren haben wir im Landkreis Oldenburg die Ökomodellregion Oldenburg. Dabei sollen regionale, ökologische Wertschöpfungsketten aufgebaut werden. Schon bei Projektstart wurde als eine zentrale Herausforderung ausgemacht: Es fehlt die sichere Abnahme durch Großküchen. Das hat sich in den Kontakten der Mitarbeitenden des Landkreises mit Landwirten bestätigt. Eine beträchtliche Zahl sagt: „Wir würden gerne umstellen, aber wir brauchen die Absatzwege!“ Wenn wir in den Schulen, den Kantinen, den Mensen ein sicheres Standbein für diese Produkte schaffen, dann ermöglichen wir es Landwirten in der Region auf Bio-Wirtschaft umzustellen. 

Auch auf Händlerseite gibt es keine Bedenken gegen die Erhöhung des Bioanteils. Wir haben in unserer Region einen Bio-Großhändler, der schon jetzt viele Schulen komplett biologisch versorgt – soweit gehen wir ja noch gar nicht – und das natürlich vorrangig mit Produkten aus der Region. Viele konventionelle Großhändler ziehen nach. 

In der Praxis gibt es kaum Hindernisse, die Politik muss jetzt liefern. Die Köche bei Bio-Caterern für Kita-Verpflegung in Oldenburg und die Köche in den Uni-Mensen zeigen doch schon längst: Es geht, auch in Oldenburg. Man kann die Sachen auch regional biologisch beziehen. 

Denn die Produkte um die es heute geht, das sind ja auch die absoluten Einsteiger-Produkte. Wenn man manche hochverarbeitete Produkte in Bio haben will, ja, da müssen Küchen durchaus manchmal kreativ werden. Aber wenn eine Küche auf Bio umstellen will, dann sind Milch und Mehl und Brot mit die ersten Sachen dafür, weil es so einfach ist und weil die Sachen verfügbar sind. Deshalb fangen wir ja auch damit an. 

Ein paar Worte zu den Kostensteigerungen bei den Schulessen. Die Kostensteigerungen liegt aktuell bei 35 Cent pro Essen. Das liegt an gestiegenen Energiekosten, Löhnen, und weil Lebensmittel schlicht teurer geworden sind, das hat jeder und jede beim Einkaufen gemerkt. Der Bio-Sektor hat dabei sogar noch inflationsbremsend gewirkt. Nicht einmal drei Cent betragen die Kosten pro Essen, wenn wir den heutigen Beschluss treffen. Man muss schon wirklich beide Augen verschließen, um sich bei 35 Cent Kosten, auf die weniger als 3 Cent durch Bio zu konzentrieren und den ganzen Rest auszublenden, ein bisschen Ehrlichkeit würde hier guttun. 

Dieser Beschluss ist eine Chance für die regionale Landwirtschaft! Eine Chance für die Umstellung, für die viele schon längst bereit sind. 

Die Landwirte sind bereit. 

Die Händler sind bereit. 

Die Köche sind bereit. 

Nur wir, die Stadt Oldenburg fehlt noch. Mit diesem Beschluss und den kommenden, leisten wir unseren Beitrag und ermöglichen ökologische Landwirtschaft und Ernährung hier vor Ort. Deshalb gehen wir diesen Weg mit. An die anderen Fraktionen nur der Apell: Reden Sie mit den Menschen in der Praxis und stimmen Sie zumindest im nächsten Jahr zu.