Antrag

Berücksichtigung des Abwasserwärmepotentials im Rahmen der Wärmeplanung in Oldenburg

 

Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und SPD beantragen die Aufnahme des 
Tagesordnungspunktes 

„Berücksichtigung des Abwasserwärmepotentials im Rahmen der Wärmeplanung in Oldenburg“

für die o.g. Sitzungen.

 

Beschlussvorschlag: 

Im Rahmen der Erstellung der Wärmeplanung für die Stadt Oldenburg wird die umweltfreundliche Nutzung von Abwasserwärme als ein Baustein aufgenommen. Die Verwaltung wird beauftragt, mit dem Oldenburger Forschungsinstitut IRO und dem OOWV abzustimmen, ob die von IRO und OOWV erstellte Potentialstudie genutzt werden kann und unter welchen Bedingungen eine Aktualisierung der Studie möglich ist. Die Stadt prüft insbesondere, ob bei der Erneuerung der Wärmeversorgung in Bestandsgebäuden oder Neubauten von städtischen Liegenschaften die Nutzung der Abwasserwärme möglich ist.

 

Begründung:

Die Nutzung der Wärmeenergie aus Abwasser ist eine attraktive, bisher wenig genutzte Möglichkeit, um Gebiete mit klimafreundlicher Wärme bzw. Kälte zu versorgen. In der Stadt Oldenburg hat die hier ansässige Firma IRO in Kooperation mit dem OOWV in drei Pilotprojekten das Potential exemplarisch aufgezeigt. 

Die bisherige Betriebserfahrung zeigt, dass die Wärmegewinnung mithilfe von Wärmetauschern aus dem Abwasser deutlich effizienter ist, als beispielsweise der Betrieb von Luft-Wärmepumpen. Voraussetzung für die Nutzung der Abwasserenergie ist ein Abwasserkanal mit einer möglichst gleichmäßigen und ausreichenden Abwassermenge. Insgesamt ist das Potential begrenzt, aber aufgrund der hohen Effizienz vielversprechend. Das durchschnittlich etwa 10 Grad kalte/warme Abwasser hat den weiteren Vorteil, dass es sowohl zum Beheizen der Gebäude im Winter als auch zum Kühlen im Sommer genutzt werden kann. In Oldenburg wurden in der Zeit von 2012 bis 2016 bisher drei solcher Anlagen realisiert.

  1. Ein Pilotprojekt mit einem 15 Meter langen Wärmetauscher für das Bürogebäude des Instituts für Rohrleitungsbau (IRO) in der Ofener Straße wurde 2012 in Betrieb genommen. Der energetisch kaum sanierte Altbau kann selbst in strengen Wintern komplett über die Wärmepumpe beheizt werden. „Die ersten Betriebserfahrungen mit dieser Pilotanlage sind durchweg positiv“, sagen die Kooperationspartner OOWV und IRO [1]. 
  2. Eine ganz andere Dimension hat das Großprojekt Alter Stadthafen. Mehr als 20.000 m² Wohnfläche werden über ein kaltes Nahwärmenetz versorgt. Die 2015 fertiggestellte Anlage ist die größte ihrer Art in Europa. Laut IRO erreicht die Anlage eine Jahresarbeitszahl von über 6, das heißt mit jeder Kilowattstunde Strom werden über sechs Kilowattsunden Wärme erzeugt. Im Vergleich dazu kommen Luft-Wärmpumpen in der Regel nur auf eine Jahresarbeitszahl von bis zu 4. 
  3. Das dritte Projekt „Wechloyer Tor“ an der Ammerländer Heerstraße zeigt, wie innovativ Oldenburg bei dieser Technologie war. Die 2016 realisierte Anlage beheizt rund 100 Wohnungen mit einer Wohnfläche von ca. 8000 m². Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Wärmetauscher in einem kleinen, nicht begehbaren Kanal eingebaut wurde. Die Module mussten an ihren Platz geschoben und dort mit Robotern festgemacht werden. Das Beispiel zeigt, dass sich sowohl große als auch kleine Abwasserkanäle für den Einbau von Wärmetauschern eignen können. 

Für die Umsetzung weiterer Projekte hat Oldenburg die besten Voraussetzungen: Der OOWV als Betreiber des Kanalnetzes ist bereit, weitere Abwasser-Wärmetauscher in seinem Netz einzubauen. Mit dem IRO ist in Oldenburg das deutschlandweit führende Forschungsinstitut für diesen Bereich angesiedelt.

IRO und der OOWV haben im Rahmen des Denewa-Projektes (Deutsch-Nederlandske Wassertechnologie) eine Potentialstudie für Abwasserwärme in Oldenburg erstellt. Hierbei wurde voruntersucht, welche öffentlichen Gebäude günstig mit Abwasserwärme versorgt werden könnten. Dabei wurden 21 öffentliche, größtenteils städtische Gebäude, Gebiete und Entwicklungsbereiche identifiziert, „die im Hinblick der Gebäudesituation und der Kanalsituation mit großer Wahrscheinlichkeit als geeignet angesehen werden können.“ [2] Die Auflistung dieser Gebiete findet sich unten. 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

f. d. Ratsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen                            f. d. SPD-Fraktion

Dr. Alaa Alhamwi                                                                            Paul Behrens
Maik Niederstein                                                                           Vally Finke
Dr. Sebastian Rohe                                                                        Thomas Klein
Thorsten van Ellen                                                                         Margrit Conty
Nicolai Beerheide                                                                          Ulf Prange
Ruth Drügemöller                                                                          Christina Bernhardt                                                       
Oliver Rohde                                                                                    Bernhard Ellberg
Michael Wenzel                                                                              Tom Schröder
Andrea Hufeland
Ingrid Kruse

 

 

[1] bbr – Fachzeitschrift für Leitungsbau, Brunnenbau und Geothermie. Ausgabe 1/2016. 

[2] Jürgen Knies (iro): „Das energetische Potential von Abwasser mittels Raumanalysen heben - ein strategischer Ansatz.“